“Was in deinem Privatleben los ist, interessiert mich nicht!”
Das ist eine Einstellung, die sich heute kein Unternehmen und keine Führungskraft mehr leisten kann. Die Arbeitswelt und das Privatleben verschmelzen immer mehr. Wir rufen nach Vereinbarkeit und wünschen uns flexible Arbeitsmodelle, die sich unserer momentanen Lebensphase anpassen. Das ist richtig und wichtig, aber wie soll ein Unternehmen individuelle, flexible Lösungen anbieten können, wenn es nicht weiß was gerade benötigt wird. Es geht nicht darum, sein komplettes Privatleben im Berufsleben zu offenbaren. Es geht vielmehr darum, im Gespräch mit seinem Vorgesetzten offen zu kommunizieren, wenn man im Privatleben gerade vor großen Herausforderungen steht.
Vereinbarkeit und Verständnis können nur entstehen, wenn man über die Lebensumstände der Mitarbeiter Bescheid weiß.
Diese Herausforderungen können ganz unterschiedlicher Art sein. Ein Familienmitglied benötigt temporär mehr Hilfe, Pflege oder es gibt eine zeitlich begrenzte Betreuungslücke in der Kinderbetreuung usw. Wenn sich Mitarbeiter privat in sehr herausfordernden Situationen befinden und zusätzlich versuchen im Unternehmen bestens zu performen, dann kann dies schnell zu Überforderung, Verzweiflung und Unzufriedenheit führen. Die Arbeitsleistung kann dann selten in gleicher Qualität bestehen bleiben und die Gefahr an Krankheitsausfällen wächst.
Das muss aber nicht sein. Wenn wir über unsere privaten Herausforderungen auch im Arbeitsleben sprechen, kann es einige Vorteile mitbringen:
das Verständnis wächst die Führungskraft/ der Arbeitgeber hat die Möglichkeit zu reagieren und zu unterstützen (zum Beispiel mit Sonderurlaub, mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung, temporäre Teilzeit etc.) der psychische Druck kann gemindert werden. Der Mitarbeiter muss sich nicht im Stillen den Kopf zerbrechen, wie er alles schaffen soll.
Man muss selbst entscheiden, inwieweit man sein Privatleben mit seinen Vorgesetzten/ Arbeitgeber teilen möchte. Eins liegt aber auf der Hand. Der Arbeitgeber kann nur reagieren, wenn bekannt ist welche Bedürfnisse der einzelne Mitarbeiter hat und das können auch temporäre Bedürfnisse sein, die durch unvorhersehbare Herausforderungen im Privatleben entstehen.